Die Geschichte mit dem bedruckten Bembel (typischer Apfelweinkrug aus dem Kannengießerland) rechtfertigt nun meinen 14-tägigen Besuch des Stammtisches in einer Sachsenhäuser Apfelweinkneipe.
Los ging es letztes Jahr im Herbst. Ein Kunde fragte nach einem typisch frankfurter Geschenk. Abends am Stammtisch wurden frankfurter Produkte durchdiskutiert und „getestet„ frankfurter Würstchen – als Werbemittel im Glas, “Frankfurter Rindswurst“ als Werbeartikel auch im Glas, angeblich Goethes Lieblingsgericht „Frankfurter Grüne Soße“ (eine kalte Kräutersoße auf Basis saurer Sahne), oder “Bethmännchen“ (Marzipangebäck) usw.
Nach dem Ausschenken des Apfelweins aus dem „Faulenzer“ (Metallgestell zum leichteren ausgießen aus dem schweren Apfelweinkrug) war auch der Apfelweinkrug sprich Bembel als Werbeartikel genannt, der Bembel der in anderen Regionen auch als „Weinkrug“ oder „Mostkrug“ eingesetzt wird
Beim Bembel handelt es sich um ein dickbäuchiges Gefäß aus Steingut, meist mit grauer Grundfarbe mit blauem Muster. Beim Bembel mit Werbeanbringung wird das Kundenmotiv z.B.: Logo oder Slogan entweder mit einem Stempel eingeprägt oder mit der Hand eingeritzt und danach von Hand koloriert. Der Bembel, der als Behältnis für Apfelwein dient, wird nach den verschiedenen Größen des Bembels benannt – und zwar nach der Anzahl der 0,25-Liter-Gläser (Gerippte), die der Apfelweinkrug fasst. Es gibt ihn üblicherweise in den Größen 4er, 8er, 12er und 24er (”Bembel des Todes”). Die Frankfurter Rundschau schreibt: “Im wilden Frankfurt hat der Bembel, dieses possierliche irdene Kerlchen, einen natürlichen Feind: den Gast.
Immer und immer wieder macht der unbarmherzig Jagd auf ihn. Legenden behaupten, der Inhalt des Bembels schenke dem Trinker Kraft, Gesundheit und ein langes Leben. Wissenschaftlich erwiesen ist lediglich die Tatsache, dass er sich segensreich auf den Harndrang auswirkt und dass man es nach einigen Bembeln selbst in Alt-Sachsenhausen relativ gemütlich findet. Der Gast aber hat in Frankfurt auch einen natürlichen Feind: den Wirt, den unfreundlichen, der meist mit dem Bembel unter einer Decke steckt. Womit man wieder quitt wäre.“
Der Apfelwein wird in verschiedenen Varianten genossen am Anfang wenn er frisch geerntet ist als „Süßer“ (Apfelsaft), wenn der Apfelwein beginnt zu gären als „Rauscher“ (vergleichbar mit einen Federweißen in der Gärung - Gärung aber noch nicht abgeschlossen), im Winter als heißer Apfelwein (Wunschweise ähnlich gewürzt wie Glühwein), oder in verschiedenen Konzentrationsvarianten. Mit Hilfe des Wassers wird der Inhalt des Bembels in zwei seiner drei natürlichen Aggregatzustände versetzt - Ebbelwoi nämlich trinkt man entweder pur, sauer gespritzt ( Mineralwasser) , süß gespritzt (Limonade) oder tief gespritzt (viel Wasser, wenig Ebbelwoi). Kenner allerdings sagen: Niemals süß gespritzt!
Ein echter Bembel kommt aus dem Westerwald, dem so genannten Kannenbäckerland. Er ist vermutlich fast so alt wie die Menschheit selbst, seine erste urkundliche Erwähnung aber findet er erst 1893 in den Humoristischen Memoiren von Johann Jacob Frieß, einem alten Frankfurter. Die Namensherkunft ist unklar! Die Frankfurter Zeitung versuchte sich 1927 an einer Deutung:“ Das Wort Bembel leite sich von Bombe ab, die Endsilbe -el sei eine Verniedlichung, der Bembel also ein kleines Bömbchen".
Nach einem Testtrinken der verschiedenen „Apfelwein Rezepturen und Marken – auch heute gibt es noch eine Vielzahl Hobbykelterer oder Apfelweinkneipen die selber Keltern- ist man durchaus in der Lage der Erklärung „Bombe“ Glauben zu schenken. .
Heute können wir feststellen das wir regelmäßig von Frankfurter und Hessischen Unternehmen Aufträge für handgefertigte Bembel bekommen – darüber sind wir sehr froh ist er ist doch etwas Traditionelles, nicht wie irgendein bedrucktes T-Shirt mit Frankfurt Motiv. Leider gibt es nur noch ca. 4 Unternehmen in Deutschland die den Bembel teilweise noch überwiegend mit Hand herstellen.
